Es wird geschätzt, dass es auf der Erde zwischen 4 und 40 Millionen Pflanzen- und Tierarten gibt. Diese überwältigende Vielfalt ist durch die Evolution im Laufe der Erdgeschichte entstanden. Im Laufe der Zeit verschwanden viele Organismen und hinterließen nur fossile Spuren. Diese Spuren haben sich ständig vermehrt, und einige von ihnen sind bis heute erhalten geblieben. Viele Arten sind jedoch noch nicht entdeckt worden, während andere vom Aussterben bedroht sind. Die Idee eines gemeinsamen Ursprungs allen Lebens geht auf Charles Darwin zurück. Viele Wissenschaftler haben diese Theorie entwickelt - und damals wie heute beteiligen sich auch die Forscher des Museums für Naturkunde an der Debatte.
Wie entwickeln sich neue Arten? Und wie funktionieren Mutation und Selektion? Die Ausstellung Evolution in Aktion zeigt ausgewählte evolutionäre Mechanismen, die Phänotyp und Verhalten von Pflanzen und Tieren erklären. Zu den Beispielen gehören Rätsel: warum Pfauen so schöne Federn haben, aber kaum in der Lage sind, damit zu fliegen, oder warum Zebras Streifen haben.
Am Eingang der Ausstellung befindet sich eine vier Meter hohe und zwölf Meter breite Installation - die Biodiversitätswand, an der 3.000 Tiere aus den unterschiedlichsten Lebensräumen zu sehen sind.
Die Wand der Artenvielfalt
Die Farbenpracht und die Vielfalt an Formen und Arten machen die Biodiversitätswand zu einem Highlight der Ausstellungen des Museums. Rund 3.000 präparierte Tiere sind dort ausgestellt. Die Zahl der heute existierenden Arten ist natürlich viel höher und wird auf 4 bis 40 Millionen geschätzt. Etwa 1,8 Millionen Tier- und Pflanzenarten sind bisher wissenschaftlich beschrieben, erfasst und benannt worden. Es werden ständig neue Arten entdeckt und dokumentiert. Für jede neue Art muss ein Referenzexemplar in einer wissenschaftlichen Sammlung hinterlegt werden, damit Forscher in aller Welt sie nachschlagen können. Das Museum für Naturkunde bewahrt in seinen Sammlungen Zehntausende solcher Belegexemplare, so genannte Typusexemplare, auf.
Cepaea
Obwohl sie alle zur selben Art gehören, unterscheiden sich die Cepaea (Polymita picta, Gartenschnecken) in ihrer Zeichnung und Färbung stark voneinander. Diese Vielfalt ist genetisch bedingt und für das Funktionieren der Evolution unverzichtbar, denn je nach den sich ändernden Umweltbedingungen können sich die erfolgreichen Varianten im Laufe der Zeit verändern. Die Selektion verschafft dem Träger des neuen Merkmals einen Vorteil - sie erhöht in der Regel seine Überlebenschancen. Bei Cepaea dienen die auffälligen Muster wahrscheinlich dem Schutz vor Fressfeinden durch Tarnung.
Zebra
Das Steppenzebra (Equus quagga) ist ein Tier aus der Familie der Pferde. Von allen Wildpferden ist es die am häufigsten vorkommende Art. Sein auffälliges Fellmuster fasziniert Forscher immer wieder, und es gibt verschiedene Theorien darüber, wie es zustande gekommen ist. Einige Wissenschaftler glauben, dass es den Zusammenhalt innerhalb einer Herde fördert, während andere vermuten, dass das Muster in der heißen Savanne eine kühlende Wirkung hat. Die am weitesten verbreitete Hypothese geht davon aus, dass die Streifen zur Tarnung dienen, wobei die einzelnen Formen zu einer nicht wahrnehmbaren Masse verschmelzen. Neuere Studien deuten darauf hin, dass die Bedrohung, die zur Entwicklung des Streifenmusters beitrug, nicht von großen Raubtieren wie Löwen ausging, sondern hauptsächlich von Krankheitsüberträgern wie Tsetsefliegen, die die Schlafkrankheit übertragen.
Seehund, Meeresschildkröte und Pinguin
Im Laufe der Erdgeschichte eroberten einige Wirbeltiere die Ozeane. Ihre Extremitäten haben sich zu Flossen entwickelt. Diese haben zwar eine ähnliche Form, aber der Skelettaufbau deutet auf unterschiedliche Ursprünge hin, wie die Schnittmodelle eines Seehundes, einer Meeresschildkröte und eines Pinguins zeigen.
Bei der Meeresschildkröte ist die Brustflosse ein Reptilienbein mit Schuppen, das sich an die Lebensweise im Meer angepasst hat, während sie bei der Robbe das pelzige Laufbein eines Säugetiers und beim Pinguin ein gefiederter Vogelflügel ist. Sie alle haben sich an ihren Lebensraum im Wasser angepasst, indem sie sich in Flossen verwandelt haben. Ein solches paralleles Auftreten ähnlicher Merkmale bei verschiedenen, nicht miteinander verwandten Arten wird als konvergente Evolution bezeichnet.
Quagga
Das Quagga, Equus quagga quagga, ist eine ausgestorbene Variante des Steppenzebras Equus quagga. Sie waren im südlichen Afrika recht häufig anzutreffen, wo sie im 17. Jahrhundert von den Bauern ausgiebig gejagt wurden, da sie als Nahrungskonkurrenten der Rinder angesehen wurden. Sie waren auch als Trophäen beliebt. Zweihundert Jahre später war das Quagga ausgerottet. Weltweit gibt es nur noch etwa 24 Präparate. Daher ist das Quagga eines der wertvollsten Objekte des Museums.
Tasmanischer Tiger
Wie Kängurus, Wombats und Koalas ist der Tasmanische Tiger (Thylacinus cynocephalus) ein Beuteltier. Er bewohnte früher den australischen Kontinent und war auch als Tasmanischer Wolf bekannt. Heute gibt es nur noch Beschreibungen, alte Fotos und Filmrollen sowie einige montierte Tiere in naturkundlichen Sammlungen. Durch die Konkurrenz mit vom Menschen eingeführten Hunden (Dingos) ist der Tasmanische Tiger vor etwa 80 Jahren ausgestorben. Das hier gezeigte Tier lebte bis 1904 im Berliner Zoo und ging nach seinem Tod in den Besitz des Museums für Naturkunde über.