Autor: Wlastimil Hofman Titel: Prophezeiung
Technik: Öl, Karton
Abmessungen: 54 x 64 cm
Maße mit Rahmen: 88,5 x 98,5 cm
Signiert p.g.: "Wlastimil | Hofman"
Bezeichnet auf der Rückseite: "Sy[Fragment abgerieben] | Triptychon | (Mitte) | Überlebte Formen kein Wunder | wird nicht wieder existieren | Adam Asnyk"; "Sybilla".
Auf der Rückseite ein teilweise beschädigtes Etikett der Gesellschaft der Freunde der schönen Künste und zwei Etiketten mit einer handschriftlichen (nicht autorisierten) Beschreibung des Gemäldes.
Beschreibung des Werks:
Das angebotene Gemälde von Wlastimil Hofman zeigt im Vordergrund die Halbfigur einer Frau - Sybilla - in einem antik stilisierten Kostüm, bestehend aus einem schwarzen Kopfschmuck, einem weiten pflaumenfarbenen Gewand und einem schwarzen Mantel, der auf der Brust mit einer Zierfibel befestigt ist. Die Figur der Barde wird entgegen der vorherrschenden Ikonographie in der Kunstgeschichte als ältere Frau mit grauem Haar und einem ernsten Gesicht dargestellt, das Zeichen des Alters aufweist. Die Sibylle hält ihr Attribut, eine Schriftrolle der Prophezeiung, in der linken Hand, während die rechte Hand erhoben ist, als ob sie auf ein Manuskript oder in einer Geste der Rede deutet. Im Hintergrund sind Felsen zu sehen, über denen ein bedeckter Himmel hängt. Auf der linken Seite der Komposition hat der Künstler eine ausgemergelte nackte Figur mit langen blonden Haaren platziert, die auf den Boden blickt. Über ihr schweben zwei Adler - ein schwarzer und ein brauner. Die Szene lässt an zwei mythische Geschichten denken: Die Geschichte von Prometheus, der zu ewiger Folter verurteilt wird, weil er einen Menschen erschaffen und ihm Feuer gegeben hat, oder der Moment, in dem die beiden von Zeus gesandten Vögel, die den Omphalos, den Ort der Pythia, des delphischen Orakels, bestimmen sollen, aufeinandertreffen.
Die symbolischen Gemälde von Wlastimil Hofman sind oft äußerst poetisch im Ausdruck. Die Lyrik war in der Tat eine wichtige Inspiration im malerischen Schaffen des Künstlers, der nicht nur las, sondern auch selbst Gedichte schrieb (vgl. den Band Durch Dornen zur Freiheit). Die poetische Grundlage für diese Komposition bildete das Gedicht Daremne żale [Vergebliche Reue] von Adam Asnyk - ein Fragment der ersten Strophe des Gedichts ("[...] Überleben bildet kein Wunder | Keine Rückkehr zur Existenz.") wurde von Wlastimil Hofmans Hand auf die Rückseite des Gemäldes geschrieben. Adam Asnyk (1838-1897) war einer der führenden polnischen Schriftsteller des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ein Mann, der in vielen Bereichen tätig war und sich auch mit Künstlern beschäftigte (er war z. B. mit Hofmans Meister Jacek Malczewski befreundet, der das Bild des Dichters in zwei seiner Werke verewigte). Die Werke von Adam Asnyk waren neben denen von Juliusz Słowacki die häufigste poetische Inspiration für die Gemälde von Wlastimil Hofman.
Das vorliegende Gemälde ist der zentrale Teil des Triptychons, die ursprüngliche Intention des Malers ist nicht bekannt, die beiden anderen Teile, die die dargebotene "Prophezeiung" flankieren sollten, sind nicht bekannt, so dass es schwierig ist, eine Gesamtdeutung des Werks vorzunehmen. Die Konvention des Triptychons spielte in Wlastimil Hofmans Schaffen eine wichtige Rolle; der Maler stellte sowohl religiöse als auch symbolische Motive und sogar Porträts in dieser (für die Altarmalerei eher typischen) Anordnung dar.
Bei der Betrachtung des Gemäldes "Prophezeiung" sollte man die malerische Ebene mit dem Zitat aus dem Gedicht von Adam Asnyk verbinden, das der Künstler mit seinem Pinsel evoziert hat. Das Hauptthema des Gemäldes ist also die Vergänglichkeit, die Unausweichlichkeit des Vergehens der Zeit und die Folgen der Taten. In der Komposition hat die Zeit sogar die Wahrsagerin erreicht, aber ihr Alter zeugt auch von ihrer Weisheit. Es gibt kein Entrinnen vor dem Vergehen der Zeit, und die Welt bietet auch keine Möglichkeit, in die Vergangenheit zurückzukehren; was vergangen ist, wird nie wiederkehren. Deshalb ist es eine gute Entscheidung, sich der Zukunft zuzuwenden und den Weg weiterzugehen, den das Schicksal für uns vorgesehen hat.
Die Biografie von Wlastimil Hofman ist auf der Website des Krakauer Auktionshauses [SEE] verfügbar.
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